Baby led weaning: Breifreie Beikost für dein Baby
Baby led weaning: Breifreie Beikost für dein Baby
Es muss nicht immer Brei sein. Mit Baby led weaning gelingt der Umstieg von Muttermilch auf normale Nahrung ohne Zwang und Kochstress. Die Ernährungsmethode bietet gesundheitliche sowie praktische Vorteile, ist enorm variantenreich und macht einfach Spaß. Kleiner Fuchs hat für dich die wichtigsten Fakten und Tipps für eine entspannte Breikosteinführung zusammengefasst.
Beikost statt Breikost
Nein, BLW ist keine neuartige Erscheinung und keine Automarke. Die Bezeichnung „Baby led weaning“ erweckt vielleicht den Eindruck, es würde sich um einen modischen Trend aus den USA handeln. Und zugegeben, die wortwörtliche Übersetzung „babygeführte Entwöhnung“ – gemeint ist ein selbstbestimmtes Abstillen – klingt doch ein wenig technisch. Zu allem Überfluss wird das Ganze dann noch lässig mit drei Buchstaben abgekürzt. Der Eindruck täuscht jedoch. Fest steht nämlich: Schon seit Jahrhunderten füttern Eltern ihre Kinder ganz instinktiv mit breifreier Beikost in zahlreichen Variationen. Als selbstbestimmt gewähltes Ernährungskonzept ist die BLW-Methode relativ jung. Das Prinzip einer bewusst gesteuerten Breikosteinführung auf Grundlage der Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelte die Hebamme Gill Rapley Anfang der 2000er-Jahre.
Im Mittelpunkt der Nahrungszufuhr stehen das Kind und seine Bedürfnisse. Das Baby wird zu nichts gezwungen und isst nur, was es sich in den Mund führt. Natürlich beziehen wir uns hierbei ausschließlich auf (altersadäquate) Lebensmittel und den familiären Esstisch. Dort machen die Eltern das Baby idealerweise mit einem breiten Ernährungsangebot vertraut, aus dem es frei wählen kann. Ergänzend wird üblicherweise nach wie vor gestillt oder mit der Flasche gefüttert.
Breifreie & gesunde Ernährung für dein Baby
Die BLW-Methode bringt eine Vielzahl von Vorteilen mit sich – und zwar für die Kinder, die Eltern und die gesamte Familie. Die intuitive Ernährungsform bringt vielen praktizierenden Eltern zufolge durchaus Entspannung ins Esszimmer und in den Alltag. Das Baby nimmt direkt mit allen anderen Familienmitgliedern am Esstisch Platz. Die klassische „Babyfütterung“ entfällt dadurch komplett. Alle können sich entsprechend einbringen und miteinander interagieren. Üblicherweise wird das jüngste Familienmitglied die Verhaltensweisen der Eltern und Geschwister nachahmen und Spaß am Essen entwickeln. Mit dem Umstieg auf Beikostfütterung entscheiden sich viele Familien gleichzeitig für eine gesündere und bewusstere Ernährungsweise. So profitieren letztendlich alle davon.
Vor allem aber stärkt die babygeleitete Ernährung das Selbstvertrauen und die Eigenständigkeit des Kindes. Schließlich kommen wir Menschen mit einem zügellosen Forschungsdrang auf die Welt. Wir wollen fühlen, schmecken und entdecken. Und genau das ermöglicht das breilose Ernährungsprinzip. Eine Fütterung mit Brei bewirkt das Gegenteil davon. Essen wird geradezu zu einer unangenehmen Pflicht. Bei vielen Menschen zeigen sich die Auswirkungen dessen bis ins Erwachsenenalter in Form von Essstörungen. Den Grundstein für das spätere Essverhalten legen die Eltern bereits in der frühesten Kindheit ihres Babys. Durch das spielerische Heranführen an das Thema Ernährung mittels BLW-Methode entwickeln die Kinder ein natürliches Sättigungsgefühl. Aus diesem Grund kommt es bei Babys, die selbständig essen dürfen, später seltener zu Übergewicht. Sie können auf diese Weise ein eigenes Tempo entwickeln und das Essen genießen.
Ebenso positiv beeinflusst die Ernährungsweise die physiologische Entwicklung des Babys. Beim Greifen nach Lebensmitteln lernt es den sogenannten Pinzettengriff. Die Hand-Augen-Koordination verbessert sich zunehmend. Für eine spätere funktionierende Verdauung ist eine möglichst frühe Förderung der Kaufähigkeit ebenfalls wichtig. Das Kauen von Nahrung ist der erste – und leider ein oftmals unterschätzter – Verdauungsschritt. Die intensive Beschäftigung mit den Kauwerkzeugen des Mundraums wirkt sich außerdem förderlich auf die Sprachentwicklung aus.
So gelingt die Beikosteinführung ohne Zwang
Mit der BLW-Methode kannst du loslegen, sobald dein Baby die dafür erforderlichen körperlichen Voraussetzungen erfüllt. In erster Linie sollte es in der Lage sein, aufrecht am Esstisch zu sitzen. Etwa ab dem sechsten oder siebenten Lebensmonat sind die meisten Kinder für den Beikoststart bereit. Ab diesem Alter entwickeln sie zumeist auch ein Interesse an fester Nahrung. Die Ernährungsmethode eignet sich besonders für Babys, die Brei oftmals verweigern oder nach bestimmten Nahrungsmitteln greifen.
Im Allgemeinen gibt es kaum feste Regeln. Am besten setzt du dein Baby zunächst einmal auf deinen Schoß und lässt es das Geschehen am Tisch neugierig beobachten. Zur Förderung der kindlichen Autonomie sollte es später einen eigenen Hochstuhl erhalten. Völlig ungezwungen können die Familienmitglieder am Esstisch dem Baby im Verlauf des gemeinsamen Essens unterschiedliche Lebensmittel anbieten. Als Elternteil musst du dabei gar nicht aktiv werden. Ein zu großes Angebot überfordert das Kind möglicherweise. Die Initiative sollte vom Baby ausgehen. In der Regel wird der jüngste Tischgenosse sowieso von selbst nach Nahrung greifen und sie sich in den Mund stecken.
Alles kann ein Baby selbstverständlich nicht essen. Für den Beikoststart eignen sich nicht gewürzte Beilagen wie einzelne gekochte Brokkoliröschen, ein Stück Brot oder rohe Obst- und Gemüsesticks. Lebensmittel mit zugesetztem Salz oder Zucker sind hingegen nicht erlaubt. Dasselbe gilt für Fertiggerichte, Fisch, Meeresfrüchte oder geräuchertes Fleisch.
Die BLW-Methode sollte insbesondere zu Beginn stets mit Stillen oder weiteren Ernährungsformen kombiniert werden. Komplett breifrei muss die Ernährung natürlich nicht sein. Vielmehr geht es darum, das Baby mit Lebensmitteln vertraut und das Essen zum Vergnügen zu machen.